Kinder entdecken mit Enthusiasmus ihre Mitwelt und nehmen Tiere und Pflanzen als das wahr, was sie sind: Geschöpfe, die wie sie selbst Bedürfnisse haben und einen Raum zum Leben brauchen. Sie fühlen eine unmittelbare Verbundenheit mit allem Lebendigen, lernen von der Natur und erkennen selbst kausale Zusammenhänge. Ihr Gottesbild ist vielschichtig: Gott begegnet den Kindern als der Erschaffer des Lebens, der das Gute für seine Geschöpfe will. Aber auch Kinder erfahren das Leben nicht immer harmonisches Miteinander. Trotz des Prinzips des Selbsterhalts bei Tieren und Pflanzen gibt es einen Unterschied zum Menschen, der sich nimmt, was er will. Die eigene Rolle der Kinder soll daher reflektiert werden und ist das Ziel des Spiritual Gardenings für Kinder: Nicht in die Rolle des "schlechten Königs" wachsen, sondern sich selbst als Bewahrer der göttlichen Schöpfung wahrnehmen und darin stark werden.
Natur entdecken – die Schöpfung als Gottes Werk wahrnehmen – die Rolle des Menschen inmitten des natürlichen Geflechts reflektieren und aus einer Haltung heraus handeln. Das Insektensterben und die kleiner werdende Vögel-Population sind zwei exemplarische Fälle, anhand denen Kinder in ihrer eigenen Lebenswelt lernen können, inwiefern der Mensch für das Verschwinden von Arten und ihre Auswirkung auf die Mit-Welt verantwortlich ist.
Aus diesem Grund lernen Kinder beispielsweise, dass Bienen die Pflanzenwelt durch das Bestäuben der Blüten oft erst ermöglichen und dass dadurch erst die Früchte wachsen können, die auch wir Menschen zum Leben brauchen. Ohne Insekten geht nichts. Außerdem sind sie als soziale Wesen auch immer auf ihren ganzen Stock verwiesen für den sie leben. Dabei vollbringen sie ganze Baukunstwerke, kümmern sich um den Nachwuchs, kommunizieren mit ihren Artgenossen anhand des Sonnenstandes und berechnen, inwiefern neue Orte für den Bienenstock geeignet sind. Bienen sind nicht kuschelig, sie sind hochkomplex, faszinierend und echte Boten der Schöpfung. Die Bedrohung durch den Menschen ist für den Menschen selbst eine Bedrohung. Kinder sollen das Leben der Bienen und ihren immensen Wert für die Schöpfung kennen lernen
Beobachten – Wahrnehmen – Handeln: An diesem Dreischritt orientiert sich das Spiritual Gardening für Kinder und das problemorientiert und selbst entdeckend. Jeder Schritt baut auf dem vorangegangenen auf. Im ersten Teil lernen Kinder das Tier und seinen Lebensraum kennen und blicken durch seine Augen auf seine Mitwelt, z. b. indem sie wie die Bienen einen Ort erkunden und zu schauen, ob er für ihr Volk eine neue Bleibe werden kann. In einem zweiten Schritt werden die Ähnlichkeiten des Tieres zum eigenen Leben aufgezeigt und auch dargestellt, welche (vor allem menschengemachten) Faktoren diesen Bedürfnissen entgegenstehen. Aus dem Gefühl der Verbundenheit heraus können Kinder schließlich selbst Lösungen entwerfen und dadurch selbst zu Bewahrer der Schöpfung werden.
Markus Wagner ist Mitarbeiter beim Institut für Theologische Zoologie und der Entwickler des Spiritual Gardenings für Kinder.
Er hat Germanistik und Katholische Theologie für das Lehramt an Grundschulen studiert. Nach seinem Vorbereitungsdienst promoviert er in Katholischer Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Die lebendige Natur ist für ihn Erscheinungsbild Gottes. Der Kontakt mit ihr erdet und ist zugleich Quelle und Motor.
Für Fragen zum "Spiritual Gardening für Kinder - Naturschutz aus Verbundenheit" erreichen Sie ihn unter:
m.wagner@theologische-zoologie.de